Rubinrote Fitnessgeräte

1987 im Juni beschichtete er seinen ersten größeren Auftrag, ein modulares Fitnessstudio in Rubinrot. Matthias Bader gelang es seither gut, den Kunden zu vermitteln: Pulverbeschichtung ist besser und billiger, als etwas selbst mit Farbe oder Lack anzustreichen. "Schon einschichtig hat man einen guten Korrosionsschutz", sagt er. Heute hat Matthias Bader 15 Beschäftigte im Unternehmen und viel Unterstützung durch seine Frau, die für Buchhaltung und Personal verantwortlich ist. Die gemeinsamen Kinder haben schon fertig studiert. Ob sie mal übernehmen wollen, ist offen.Das Prinzip des Pulverbeschichtens ist schnell erklärt: Die Teile werden vorab gereinigt, abgespült, getrocknet, dann geht es an die Beschichtungsstation. Dort wird Kunststoffpulver in Wunschfarbe in eine Pistole eingesaugt, mit 100.000 Volt elektrisch aufgeladen und aufs Werkstück aufgebracht. Das Farbpulver folgt dank der Ladung genau den Feldlinien, so kann man das Teil sehr gezielt und gleichmäßig bepudern. Das ist entscheidend: Wird das Pulver gut verteilt, stimmt hinterher die Qualität. Je komplexer ein Werkstück, desto schwieriger. Das bepuderte Teil wird in einem Ofen bei 200 Grad thermisch vernetzt, binnen 30 bis 60 Minuten entsteht die Oberfläche. Sobald das Werkstück abgekühlt ist, ist es auch fertig und kann eingepackt, verschickt oder weiterbearbeitet werden. Es muss nicht trocknen wie eine Nasslackierung, deswegen ist es auch nicht empfindlich. Pulverbeschichten kommt ohne Lösungsmittel aus, es gibt keine klimagefährdenden Dämpfe oder Abgase, das gilt als ökologisch.

Der große Wurf als Chance

Eine der Besonderheiten beim Pulverbeschichten: Wer seinen Betrieb modernisieren will, muss den großen Wurf machen. "Bei uns gibt es wenig Teilerneuerung, da kann man nicht eben mal einen Laser nachrüsten", sagt Matthias Bader. Umziehen kann man die Anlagen auch nicht. "Man ist quasi gefangen an einem Standort, bis die große Lösung finanzierbar ist." Er schaffte den Dimensions-Sprung im Jahr 2005 mit einer neuen Immobilie samt komplett neuer Anlage. Indem er eine Chance ergriff: Ein 5500 Quadratmeter großes Industriegebäude stand zum Verkauf. Weil es vielen zu groß war, bekam er es günstig und hat seither die große Lagerfläche, die seine Großprojekte erst möglich macht. Die neue Anlage hat neun Meter lange, 1,80 Meter breite und drei Meter hohe Öfen. Bader nutzt knappe 2000 Quadratmeter selbst. Außerdem sind kooperierende Handwerker als Mieter mit an Bord, "wir haben ein kleines Dienstleistungszentrum aufgebaut".

Es war ein mutiger Schritt, und die Baders brauchten noch mehr Mut und gute Nerven: Nach Schweißarbeiten brannte es in ihrer Halle, binnen Minuten entstand etwa eine Million Schaden. Weil es vor allem Löschwasserschäden waren, konnte die Produktion nach einer Woche wieder anlaufen. Bader selbst fand sich in monatelangen Auseinandersetzungen mit Versicherungen und Ermittlungsbehörden wieder. "Das muss man erst mal kapieren, was das für ein Spiel ist." Juristisch blieb nichts an ihm hängen, auch die Versicherungen zahlten letzten Endes. Aber es war diese Phase, in der ihm klarer wurde: Wir brauchen Unterstützung. "Uns schwammen die Felle an mehreren Stellen davon."

Berater für Alltag und Wachstum

Seither sind Berater mit an Bord bei Bader. Im ersten Schritt kümmerte sich jemand ums Finanzielle: Dr. Matthias Kugler war mindestens vierteljährlich mit im Haus, half beim neutralen Bewerten und Hinterfragen, unterstützte bei Bankgesprächen. "Das ist wirklich gut für einen kleinen Mittelständler, wenn man bei solchen Gesprächen eine fachlich kompetente Unterstützung hat", sagt Bader heute. In einem nächsten Schritt rückten 2013 Produktion und Qualität in den Fokus. Hierfür setzte das RKW Baden-Württemberg den Senior-Berater Helmut Herkle, ein - der seither präsent ist in der Firma. Herkle kommt selbst aus der Automobilbranche und hat dort kontinuierliche Verbesserungsprozesse erfolgreich durchgesetzt. Das macht er nun auch schon seit fünf Jahren bei Bader. Mit messbaren Erfolgen, berichtet der Inhaber:

Angefangen haben wir bei einer schwarzen Null. Und seither unser Betriebsergebnis jedes Jahr gesteigert, meist sogar verdoppelt. Parallel haben wir unsere Kapazitäten erhöht, um etwa 20 Prozent binnen vier Jahren."

Eine Art innerbetrieblicher Anwalt

Herkle hat ganz gezielt nach Schwachstellen geforscht, um die interne Nacharbeitsquote zu senken. Liegt es an Personen, Ausrüstung, Sorgfalt? Sobald Schwachpunkte gefunden waren, hat er Änderungen vereinbart, begleitet, umgesetzt. Dafür müssen alle etwas tun, auch der Chef, Herkle guckt ihm auf die Finger. "Wir wollten doch einen neuen Kran bestellen, wo ist der?" Herkle kommt zu Strategiebesprechungen, Teamleiterbesprechungen und Mitarbeiterrunden, dank kurzer Wege ist er oft da. "So eine intensive, längerfristige Betreuung ist deutlich effektiver als Helikopter-Beratung, sprich, auftauchen, Staub aufwirbeln, wieder gehen", sagt Bader. Für ihn ist Herkle auch eine Art innerbetrieblicher Anwalt. "Ich könnte dasselbe sagen, aber es würde nicht wirken. Wenn Herkle zu den Leuten geht und ihnen klar macht: So verdient euer Chef kein Geld - dann ändert sich was. Wenn ich sage: Mensch, das ärgert mich, dass ihr mein Geld rausschmeißt - dann denken die nur, oh, der Chef jammert immer."Die Berater haben Bader und sein Team auch dazu motiviert, die eigenen Qualitäten besser wahrzunehmen und besser darzustellen. 2015 haben sie sich bei "Top 100" beworben und wurden tatsächlich als Top-Innovator ausgezeichnet. "Da haben wir erst kapiert, was wir alles bringen und leisten", sagt Bader. "Wir haben toll was hinbekommen - das macht man sich im Tagesgeschäft nicht klar. Da gibt es nur Angebot, Frist, Mahnung und kranke Mitarbeiter. Da sagt man sich nicht selbst: Das ist außergewöhnlich, was wir hier leisten."

Forschen mit Fördergeldern

Ist es aber. Die Firma nimmt regelmäßig teil an ZIM-Projekten des Bundeswirtschaftsministeriums: Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) unterstützt Firmen, die forschen. In einem ersten Projekt hat Bader gemeinsam mit einem Schwimmbecken-Hersteller Lösungen entwickelt: Sie haben ein komplettes Sportbad beschichtet, auf mehr als 50 Edelstahlplatten exakte Feldmarkierungen für Unterwasserhockey aufgebracht, so dass man das Becken in Frankreich nur noch zusammenschweißen musste. Derzeit entwickelt Bader zusammen mit einem Fraunhofer-Institut ein Sprühverfahren weiter. "Der tolle fachliche Austausch mit den Forschern hat unsere Arbeit verändert", weiß Bader.

Wobei er sich immer schon ausgetauscht hat. Matthias Bader gehört zu denjenigen, die um die Jahrtausendwende den Ausbildungsgang des Verfahrensmechanikers für Beschichtungstechnik mit auf den Weg gebracht haben. Von Anfang an saß er auch mit im Prüfungsausschuss. Er gibt Schulungen, startet Initiativen, sitzt in Gremien, ist Vorsitzender der technischen Kommission in der Qualitätsgemeinschaft für Industriebeschichtungen. Und weil er, nicht zuletzt dank der erfolgreichen Beratungen, dafür betrieblich auch den Rücken frei hat, will er sich selbst künftig noch stärker in Richtung Berater entwickeln. "Schwätzen kann ich halt", sagt er. Darauf hat er sich damals auch besonnen, als er mit 17 Jahren, kurz vor der Berufswahl bei einem Unfall eine Hand verlor. Seither ist er schwerbehindert, was ihn normalerweise nicht aufhält. Die Prothese trägt er fast nie. Wer sich anstellt, zu dem sagt Bader: "Soll ich dir zeigen, wie es mit einer Hand geht?"

Weitere Informationen

  • Bader Pulverbeschichtung GmbH
  • 73434 Aalen-Fachsenfeld
  • www.bader-pulver.de
  • www.jederbrauchtpulver.de
  • RKW BW-Berater: Achim Fuderer
  • RKW BW-Fachberater: Dr. Matthias Kugler und Helmut Herkle
  • Beratungszeitraum: von 2013 bis heute
  • Beratungsschwerpunkte: Finanzplanung, Unternehmer-Coaching, kontinuierliche Verbesserungsprozesse

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