Ein Umweltthema: So hatte man Nachhaltigkeit vor allem wahrgenommen bei der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal e. V. und der WfB Haslach gGmbH. Es gab bereits einige Projekte, aber keine Struktur, keinen übergeordneten Plan, keine Nachhaltigkeits-Roadmap. Die gGmbH ist RKW-Mitglied und hat sich spontan gemeldet, als das RKW Baden-Württemberg nach Pilotunternehmen suchte, um das neue Mittelstandsprojekt „Nachhaltig profitabel“ in der Praxis zu erproben. Im Sommer 2022 wurde es konkret: Nach fünf intensiven Workshop-Tagen hatte das Team der Lebenshilfe das Thema Nachhaltigkeit gut durchleuchtet, neue Impulse und neue Tools kennengelernt. Aktuell wird einiges erfolgreich umgesetzt.
Arbeiten, Wohnen, Leben: Das bietet die Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal e. V. zusammen mit der gemeinnützigen GmbH WfB Haslach für Menschen mit Behinderung. Das Unternehmen hat insgesamt rund 280 Angestellte. Sein Einzugsgebiet im Schwarzwald umfasst große Teile des Kinzig- und Elztals mit allen Seitentälern. Es gibt stationäre und ambulant begleitete Wohnformen, Tagesgruppen, zudem können die Menschen mit Behinderung auch in den eigenen Werkstätten der WfB Haslach arbeiten. Dort werden Werbeartikel hergestellt und Aufträge für die regionale Industrie bearbeitet. Geschäftsführer Martin Schmid ist es wichtig, dass das Unternehmen sich stetig weiterentwickelt. „Wir stehen in vielen Punkten gut da und haben eine gute Reputation.“
Themen gemeinsam mit dem Kunden identifiziert
Beim Thema Nachhaltigkeit sei noch Luft nach oben gewesen. Eine übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie und eine Struktur wünschte man sich, auch, um die schon bestehenden Projekte und Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit zu bündeln. „Es hat uns sehr gefreut, dass wir als Pilotunternehmen für das Projekt ‚Nachhaltig profitabel’ beim RKW Baden-Württemberg so offen aufgenommen wurden.“ Das, was das RKW BW da als neues Angebotspaket geschnürt hatte, passte sehr gut zu den Vorstellungen von Martin Schmid und seinem Team. RKW BW-Beraterin Alina Berner wurde zur Ansprechpartnerin und organisierte fünf Workshops. Die Themen dafür identifizierte sie im Dialog mit dem Kunden und fand dann Referenten, die Martin Schmid als sehr passend erlebt hat.
Als Expertin für nachhaltiges Personalmanagement kam RKW BW-Fachberaterin Eika Knörzer. Zum Umweltmanagementsystem ISO 14001 informierte Max Grimm. Energie- und Ressourceneffizienz sind das Fachgebiet von Roland Eppler. Die Nachhaltigkeitsstrategie wurde in einem Workshop mit Jan Dietz entwickelt. Alina Berner selbst leitete den abschließenden Management-Workshop.
Konkrete Ansätze für nachhaltiges Personalmanagement
„Dass es beispielsweise beim Personalmanagement sehr wichtig und wirkungsvoll ist, nachhaltig zu denken, hatten wir eher nicht auf dem Schirm. Dieses Thema hat uns Frau Berner empfohlen“, berichtet Martin Schmid. „Jetzt, wo alle über Personalmangel sprechen, ist es auch wichtig, dass wir sofort etwas gefunden haben, wo wir anpacken konnten.“ In der Zusammenarbeit mit dem RKW sei deutlich geworden: Der soziale Aspekt ist für Nachhaltigkeit genauso wichtig wie Umweltfragen.
Aus den Workshops hat das Team wirkungsvolle, in der Praxis gut nutzbare Impulse mitgenommen. Das zeigt Schmid an einem Beispiel: Das Unternehmen misst der Ausbildung einen hohen Stellenwert bei. Doch man war zeitweise zu langsam darin, den jungen Leuten verbindlich zuzusichern, dass man sie gern behalten möchte. Manche hatten sich wegbeworben. Für Schmid und sein Haus natürlich bitter, denn gute Fachkräfte fehlen überall, und man hatte in die Ausbildung auch Geld und Zeit investiert. Hierfür wurden Abläufe verbessert. Führungskräfte müssen nicht mehr warten, bis die Geschäftsleitung aktiv wird, sondern können selbst in Gespräche gehen, sobald sie fachlich überzeugt sind.
Neue Partnerschaften, neue Konzepte
Die Werbung um Praktikanten und Bufdis wurde neu durchdacht, denn während dieser Bereich früher stark war, auch mit guten Seminaren attraktiv gestaltet, hat er durch Corona einen spürbaren Rückschlag erlitten. „Wir müssen uns anstrengen, dass uns nichts wegbricht“, sagt Schmid. Die Personalabteilung verstärkt ihr Engagement in den sozialen Medien. Außerdem wurde die Zusammenarbeit mit den Schulen in der Region ausgebaut in Form von Bildungspartnerschaften. Dazu gehört beispielsweise ein neu ausgearbeitetes Konzept für Schul-Praktika.
Energiesparen war bei der Lebenshilfe schon immer ein Thema. Mit dem Workshop fand man hier neue Ansatzpunkte, um die Bemühungen noch auszuweiten: So werden zum Beispiel im ambulant begleiteten Wohnen die Menschen mit Behinderung von ihren vertrauten Begleitpersonen darin angeleitet, Energie zu sparen. Dazu wurden entsprechende Schulungsprogramme verständlich aufbereitet.
Roadmap und Ziele definiert
Mit dem RKW BW klärte das Unternehmen auch die strategische Ausrichtung seines Nachhaltigkeitsprogramms und sorgte dafür, dass Einzelprojekte und kleine Ziele sich gut zusammenfügen und zum großen Ziel passen. Gemeinsam entwickelte man eine Roadmap und definierte Unterziele.
Das Unternehmen strebt nun die Zertifizierung nach DIN EN ISO 14001:2015 an. „Es ist gut und wichtig, dass wir uns als nachhaltiges Unternehmen präsentieren können. Auch gegenüber den Kunden unserer Werkstätten – dort rückt das Thema in den Fokus, und wir wollen nicht als B-Lieferant herabgestuft werden.“ Ein weiteres Ziel, das identifiziert wurde: das Transformationskonzept. Die Lebenshilfe wird nun einen CO2-Plan erstellen. Damit soll ein so genannter Absenkpfad gefunden werden, damit das Unternehmen sein Ziel von null Emissionen erreicht. Dank eines Förderprogramms bekommt die Lebenshilfe auch hierbei wieder Hilfe von Experten.
„Das RKW hat uns die Augen geöffnet und auch weitergeholfen, die richtigen Schritte zu gehen“, sagt Geschäftsführer Schmid. Insgesamt empfand er die Unterstützung bei „Nachhaltig profitabel“ als sehr stimmiges Konzept. „Das hat uns wirklich weitergebracht.“
Das RKW hat uns die Augen geöffnet und auch weitergeholfen, die richtigen Schritte zu gehen."
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