Die interne Unternehmensnachfolge ist heute weit mehr als die bloße Übergabe von Verantwortlichkeiten und Ressourcen. Sie ist ein komplexer Transformationsprozess, der von den Nachfolgerinnen und Nachfolgern verlangt, sich nicht nur mit den wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen des Familienunternehmens auseinanderzusetzen, sondern auch mit den Erwartungen an moderne Führung. In einer Zeit, in der disruptive Technologien, globale Krisen und der demografische Wandel die Spielregeln neu schreiben, müssen Unternehmen und ihre Führungskräfte bereit sein, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Wer als Nachfolger Verantwortung übernimmt, steht vor der Aufgabe, das Unternehmen nicht nur zu erhalten, sondern es zukunftsfähig zu machen. Das bedeutet, Bestehendes zu hinterfragen, neue Visionen zu entwickeln und den Mut zu haben, Veränderungen konsequent umzusetzen. Dabei ist es entscheidend, Klarheit über die eigenen Ziele und Werte zu gewinnen und diese transparent zu kommunizieren. Denn fehlende Zielklarheit ist einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von transformativen Veränderungsprozessen. Die Nachfolge bietet die Chance, strategische Leitplanken neu zu definieren und das Unternehmen auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen.

Doch der eigentliche Wandel beginnt im Rollen- und Führungsverhalten der nächsten Unternehmergeneration. Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich grundlegend verändert: Es reicht nicht mehr, direktive Anweisungen zu geben und Prozesse zu steuern. Gefragt sind Next-Gen-Persönlichkeiten, die ihre Mitarbeitenden coachen, fördern und wertschätzen – und dennoch eine klare Linie fahren können, wenn es darauf ankommt. Eine offene Fehler- und Feedbackkultur sowie regelmäßige Reflexionsgespräche sind essenziell, um ein Arbeitsumfeld des psychologischen Vertrauens für das Team zu schaffen, das die Leistungs- und Lernbereitschaft im Team nachhaltig stärkt. So wird aus einem Dialog Verbundenheit. Widerstände gegen Veränderungen sind normal und oft Ausdruck von Unsicherheit. Hier zeigt sich die Qualität einer Führungskraft: Denn wer in der Lage ist, individuelle Ängste zu adressieren und die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden zu stärken, legt den Grundstein nicht nur für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch für eine organisationale Weiterentwicklung.

Somit ist die Unternehmensnachfolge auch eine Gelegenheit, einen bleibenden Fußabdruck zu hinterlassen – nicht nur im Sinne wirtschaftlicher Erfolge, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie Menschen geführt und entwickelt werden. Authentizität und Vorbildfunktion sind dabei unverzichtbar. Nachfolgerinnen und Nachfolger, die Wandel vorleben und konsequent handeln, werden zu echten Treibern der gewünschten Veränderung und des Fortschritts. Inkongruenzen zwischen Anspruch und Verhalten hingegen untergraben jede Initiative und führen zu Demotivation.

Wenn die Nachfolger zudem in der Lage sind, eine starke Koalition mit den „angesehenen“ Führungs- und Fachkräften einzugehen, dann steht einer tragenden Beteiligung oft nichts mehr im Weg. Nur wenn alle Beteiligten eingebunden werden und sich mit den Zielen identifizieren können, gelingt es, neue Wege zu gehen und gemeinsam einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Die Einführung neuer Technologien, wie beispielsweise KI, zeigt: Technik allein reicht nicht aus. Es braucht begleitende Qualifizierung, klare Kommunikation und eine Führung, die die Potenziale ihrer Mitarbeitenden erkennt und fördert sowie Hemmnisse der Nutzung überwindet.

Am Ende ist die Unternehmensnachfolge eine Chance, Führungsrollen und -verhalten neu zu definieren – mit Haltung, Klarheit und Wertschätzung. Wer diese Prinzipien verinnerlicht und lebt, wird nicht nur das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen, sondern auch als Nachfolgerin und Nachfolger einen großen Fußabdruck hinterlassen: für das Familienunternehmen, für das Team und für die Gesellschaft.

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