„ Langfristige Beziehungen zwischen Lieferanten und Abnehmern sind derzeit lebenswichtig. Von der Idee, Preise zu diskutieren oder sogar senken zu können, sollte man sich lösen: Das ist aktuell schlicht nicht durchsetzbar. "

- Andreas Maushake, ehemaliger Leiter Einkauf für elektr. Warengruppen bei Balluff

Speziell bei elektronischen Bauteilen ist die Lage am Beschaffungsmarkt angespannt. Wie geht der Einkauf damit am besten um? Das war Thema beim Juni-Treffen des RKW BW-Arbeitskreises Einkauf im Böblinger Hotel Mercure. Als Experte war Andreas Maushake zu Gast. Er hat 36 Jahre Erfahrung im Einkauf gesammelt, unter anderem für Daimler, Festo und Balluff.

„Die Verknappung ist nicht neu“, ordnet Arbeitskreis-Leiter Jan Philip Goldschmidt ein. Der erfahrene Unternehmensberater ist seit 2021 beim RKW Baden-Württemberg und hat 2022 die Fachbereichsleitung Operations, Einkauf und Supply Chain Management übernommen, parallel auch die Leitung des Arbeitskreises Einkauf. Sein Eindruck: „Schon seit Jahren und zyklisch wiederauftretend gibt es kritische Engpässe auf dem Markt für elektronische Warengruppen. Auch Phasen der Obsoleszenz haben den Unternehmen zu schaffen gemacht. Jetzt haben Corona und der Ukraine-Krieg die Probleme noch stark zugespitzt.“

Er geht davon aus, dass die Lage nicht besser wird, im Gegenteil: „Die Nachfrage bei Rohstoffen, die in der Elektronik eingesetzt werden, wird noch enorm steigen, ebenso nach den Fertigteilen. Wir erwarten bei 5G-Basis-Stationen das 18-Fache und beim Wechsel auf E-Autos das 6-Fache.“

Wie man im Einkauf von elektronischen Warengruppen vorgehen kann, um die Lage zu stabilisieren und mehr strategische Sicherheit zu erreichen, erklärte Referent Andreas Maushake in seinem Vortrag mit vielen sehr konkreten Praxisbezügen. Er riet dazu, strategische Partnerschaften aufzubauen mit Stammlieferanten und Distributoren – konkret empfiehlt er Rahmenverträge und abgestimmte Dispositionsverfahren. Er machte auch deutlich: Langfristige Beziehungen zwischen Lieferanten und Abnehmern sind derzeit lebenswichtig. Von der Idee, Preise zu diskutieren oder sogar senken zu können, sollte man sich lösen: Das sei aktuell schlicht nicht durchsetzbar.

Vorteile fürs Risikomanagement bietet es aus Maushakes Sicht außerdem, wenn man strategische Sourcing Partner oder Offices in wichtigen Regionen wie Nordamerika oder China hat. Fürs Thema Obsoleszenz gelte es vorzusorgen: Hier helfe ein präventives, durchgängiges Obsoleszenz-Management. Möglichst frühzeitig solle man weitere Bezugsquellen festlegen, Konzepte für die Endbevorratung sowie Rechte für Notfallfertigung klären.

„Es gibt keine Patentrezepte“, bilanziert Jan Philip Goldschmidt. Die Maßnahmen seien sinnvoll und auch gut zu kombinieren – aber bei manchen brauche man Geduld, weil die Erfolge nicht sofort spürbar werden. „Am Kostendruck werden wir in naher Zukunft auf keinen Fall vorbeikommen.“

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