Kasra Montazami fand die Unterstützung vom RKW BW hilfreich: „Inhaltlich brauchen wir uns nicht verstecken, da wissen wir selbst sehr gut Bescheid mit unserem Kompetenzmix aus Technik, Strategie und Kommunikation. Aber wenn es um betriebswirtschaftliche Strategien geht, auch um Regularien aus dem Kreditwesengesetz oder Förderrichtlinien der KfW, dann ist es super, jemanden zu haben, dessen Kerngebiet das ist".

Motorsport ist teuer: Vor jeder Saison werden große Summen in Fahrzeuge gesteckt. Die Saison soll diese Investitionen refinanzieren. Aber was, wenn alle Rennen und Veranstaltungen abgesagt werden? Die Pandemie hat für das Unternehmen 229sport aus Rechberghausen bei Göppingen alle Pläne zunichte gemacht. Angesichts der hohen laufenden Kosten war sehr schnell klar: Hier muss eine Lösung her. Mit Unterstützung vom RKW Baden-Württemberg hat sich das Team neu aufgestellt und auf Stärken besonnen, die auch während der Pandemie funktionieren. Die Kosten für diese Geschäftsfelder-Beratung waren über das Landesprogramm „Krisenberatung Corona“ abgedeckt: Das Programm finanziert bis zu vier Berater-Tage. Das RKW BW ist Träger des Programms.

Unter den Motorsportarten ist Driften vielleicht die eleganteste. Driften ist kontrolliertes Übersteuern. Wer driftet, lässt sein Fahrzeug bei hohen Geschwindigkeiten um Kurven gleiten. Das wirkt fast wie Schweben. Enormes Können, Erfahrung und Nerven sind nötig, um mit weit über 600 PS seitwärts durch enge Kurven zu jagen, im Kampf gegen die Fliehkräfte. Zwei Brüder aus Stuttgart sind als Driftbrothers international bekannt: Elias und Johannes Hountondji gelten als Stars der Drift-Szene. Als typische Trendsportler stehen sie bei Red Bull unter Vertrag, ihre Videos werden im Internet Millionen Mal angeklickt, DMAX sendete eine sechsteilige Doku-Serie über die beiden Schwaben. Schon seit Jahren sind die Driftbrothers mit Showeinlagen bei großen Rennen präsent. Auch für 2020 hatten sie einen vollen Kalender. Dann kam Corona.

Schwerpunkte verlagern

„In der Firma haben wir Bereiche, die sehr empfindlich reagieren auf einen Lockdown. Wir arbeiten auf Events mit vielen Menschen, mit Publikumsbetrieb“, sagt einer der drei Geschäftsführer von 229sport, Kasra Montazami. „Genau diese Bereiche waren in der Vergangenheit bei uns stark, da steckten viele unserer Kapazitäten drin. Durch die Pandemie mussten wir reagieren, unsere Schwerpunkte verlagern und andere Bereiche des Unternehmens aktivieren.“ Um einen Blick von außen zu bekommen, beantragten sie die Corona-Beratung und holten den RKW BW-Fachberater Ahmet Papila mit an den Tisch. 

Kein Unbekannter: Fachberater Papila hat vor drei Jahren bereits die Gründung des Unternehmens begleitet. Er weiß, dass dieses Unternehmen einige spezielle Herausforderungen hat. Diese Trendsport-Szene, ihre Geschäftsmodelle und Gesetze haben viel mit Vermarktung, mit neuen Medien und Technologien zu tun und sind bislang nicht in der Breite bekannt. Das merkte man beispielsweise auch bei Bankgesprächen, berichtet er. „Bei der Gründung 2017 haben die Brüder eigens eine Präsentation für die Banken gemacht, um erlebbar zu machen, um was es beim Driftsport geht, und um zu verdeutlichen, was ihre Ziele sind. Das hat dann gut funktioniert.“

Innovativ mit digitalen Angeboten

Durch Corona war die Lage ernst: „Für 2020 wurden sämtliche wichtigen Events abgesagt“, sagt Ahmet Papila. „Die laufenden Kosten eines solchen Unternehmens sind aber ausgesprochen hoch, die teuren Fahrzeuge, die Hallen, die Teams. Dadurch waren die Reserven bald aufgebraucht.“ Zum Glück gibt es bei 229sport viele Potenziale. Elias Hountondji ist Luft- und Raumfahrtingenieur, sein Bruder Johannes hat lange für einen großen Automobilhersteller im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz gearbeitet. Kasra Montazami ist Experte für Markenkommunikation. Gemeinsam mit dem RKW BW-Fachberater entschieden sie sich, auf zwei grundverschiedene Bereiche zu setzen. Der erste Lösungsansatz sind digitale Angebote: So wollen sie beispielsweise ihr Rennszenario durch Computerspiel-Simulationen in Livestream-Events ergänzen und arbeiten an einem cloud-basierten Konzept zur Datenanalyse und Performance-Optimierung. Namhafte Partner haben bereits ihr Interesse an den Vermarktungsmöglichkeiten im Digitalen angekündigt. Die zweite Idee: Die firmeneigene Werkstatt in Schlierbach bei Göppingen wird ausgebaut zur öffentlich zugänglichen Kfz-Werkstatt. Dort will das Unternehmen sein Know-how aus dem Motorsport in den Bereichen Engineering und Mechanik auch für Kunden mit höchsten Ansprüchen zur Verfügung stellen.

Beraten wurde im September und Oktober 2020. Die Umsetzung ist bereits gestartet. Für die Autowerkstatt gibt es schon viele Betriebsmittel. Eine zusätzliche Hebebühne wurde angeschafft, das Team wird um zwei weitere Meister vergrößert. Noch Ende 2020 oder in den ersten Wochen des neuen Jahres soll die Eröffnung sein. Für das Werkstatt-Projekt gab es eine Förderung der KfW.

Lifestyle und Kultur erhalten

Mit unserem digitalen Angebot wollen wir die Grassroots-Bewegung und die besten Fahrer der Welt zusammenbringen“, erklärt Montazami: „maximal interaktiv.“ Und klar: Damit soll die Szene auch in der Zeit der Pandemie zusammengehalten werden. „Wir haben diese große Lifestyle-Komponente, eine eigene Kultur, einen eigenen Vibe.“

Zudem greife das Team auf Erfahrung und Netzwerk im Bereich von Fitness, Athletik, Ernährung und Recovery-Strategien zurück, erklärt Montazami. „Jahrelanges Know-how an der athletischen Weltspitze, Zugang der Fahrer zu einigen der besten Performance-Facilities und Trainer sowie die Berufserfahrung der drei Geschäftsführer ermöglichen uns eine professionelle Umsetzung weiterer geplanten Projekte.“

Wie die Unterstützung vom RKW BW wirkte

Für Fachberater Papila steht fest: „Die nächsten zwei Jahre sind gesichert.“ Gerade auch mit dem handwerklichen Standbein der Autowerkstatt seien weitere Krisen gut zu überstehen. Kasra Montazami fand die Unterstützung vom RKW BW hilfreich: „Inhaltlich brauchen wir uns nicht verstecken, da wissen wir selbst sehr gut Bescheid mit unserem Kompetenzmix aus Technik, Strategie und Kommunikation. Aber wenn es um betriebswirtschaftliche Strategien geht, auch um Regularien aus dem Kreditwesengesetz oder Förderrichtlinien der KfW, dann ist es super, jemanden zu haben, dessen Kerngebiet das ist. Jemanden, der uns sagt, was die richtigen Schritte sind, welche Regeln und Vorgaben wir einhalten müssen. Und der auch Erfahrungswerte mitbringt aus anderen Unternehmen, anderen Branchen. Er hat dadurch einen anderen Überblick und kann deutlich schneller die Komplexität reduzieren. Gemeinsam haben wir gut entschieden.“

 

Weitere Informationen:

  • 229sport GmbH
  • 73098 Rechberghausen
  • www.229sport.com
  • RKW BW-Berater: Achim Fuderer
  • RKW BW-Fachberater: Ahmet Papila
  • Beratungszeitraum: 2020

  • Beratungsschwerpunkte: Krisenberatung Corona, strategische Neuausrichtung, Finanzierung, Liquiditäts- und Rentabilitätsplanung