„Stilli Vanilli“ steht quietschbunt auf einem Bio-Baumwoll-Pad. „Milkshake“ verkündet ein anderes mit Motiv: sommerliche Streifen und ein Shake-Becher samt Strohhalm. „Strong Mama“ liest man auf einem mit Gänseblümchen-Borte. „Wir wollen gute Laune machen in einer Zeit, in der nicht immer gute Laune ist“, sagt Romy Heße aus Remchingen. Gemeinsam mit Kimberly Jobson hat sie die moodie GbR gegründet und Design-Stilleinlagen auf den Markt gebracht. Waschbar, rundum nachhaltig und sofort sehr erfolgreich: Beim Crowdfunding entstand eine begeisterte Community stillender Mütter, erste Modelle waren im Online-Shop schnell ausverkauft, nun bieten sich große Vertriebspartner an. Das RKW Baden-Württemberg hat über die Gründerinnenberatung viel Know-how mit eingebracht.
Die Idee war da, die Motivation, auch schon ausgearbeitete Designs. Aber bei der Umsetzung klemmte es: „Ich habe wochenlang versucht, jemanden zu finden, der für uns produziert“, erinnert sich Romy Heße. „Aber ich habe auf Granit gebissen, partout keinen Fuß reinbekommen.“ Da war ihr und Mit-Gründerin Kimberly Jobson klar: Sie suchen sich Hilfe. „Wir wollten nicht in die Handmade-Schiene rutschen, sondern wir wollten es ganz professionell machen – aber wir hatten in einigen Bereichen selbst die Professionalität nicht.“
Recherchen im Internet und Kontakte zu diversen Stellen, die Start-ups unterstützen, führten die beiden am Ende zum RKW Baden-Württemberg. Und zur Fachberaterin Sandra Volz, die in der Textilbranche zuhause ist. Ein Volltreffer, sagt Kimberly Jobson: „Vom ersten Moment an war klar: Das passt. Die Chemie hat sofort gestimmt, und Frau Volz bringt all das mit, was wir brauchen, was uns zuvor fehlte. Plötzlich war dann auch Struktur drin – und wir haben das Gefühl bekommen: Ja, das könnte klappen!“
RKW BW-Fachberaterin Sandra Volz berät zu Sourcing und Pricing
Romy Heße ist Sozialpädagogin und Kriminologin, sie hat drei Kinder. Kimberly Jobson, ein Kind, arbeitet als Creative-Concept-Managerin und Illustratorin. Sprich: zwei Gründerinnen, die sich selbst als Macherinnen mit Tatendrang bezeichnen, aber im Textilbereich branchenfremd sind. Genau dort setzte Sandra Volz an. Zu ihren ersten Aufgaben gehörte das Sourcing. Welche Produzentinnen und Zertifizierungen kommen für moodie in Frage, welches Material? Was ist funktional, was ästhetisch? Der gesamte Textil-Prozess war zu organisieren. Gemeinsam fuhren Fachberaterin und Gründerin zu möglichen Partnern. Wie spricht man Lieferanten an? Welche Dokumente gibt man weiter? Was sind gute Produzenten? Worum geht es genau bei Nachhaltigkeit? Auch ganz Praktisches konnte sie beisteuern: Weil zu ihrem Team ein Modedesigner gehört, wurden die gesamten Unterlagen für die Produktion bei Sandra Volz im Haus erstellt.
Businessplan: Keine Sache von zwei Stunden
Hinzu kam das Pricing, die Kalkulation: Denn auch bei den Zahlen war die Unterstützung der Fachberaterin vom RKW BW hochwillkommen. „Was Marke und Marketing angeht, sind Kimi und ich bestens aufgestellt“, sagt Romy Heße. Ihre Partnerin sei die beste Illustratorin der Welt. Sie steuert selbst die Ideen bei und neigt dazu, sich festzubeißen und Dingen auf den Grund zu gehen. Verheiratet ist sie mit einem Marken-Experten. In anderen Punkten „waren wir vielleicht naiv“. Stichwort Businessplan: Die Gründerinnen hatten gehofft, im Internet Vorlagen zu finden, mit denen sie gut klarkommen. „Auch vor dem ersten Treffen mit Frau Volz dachten wir: Oh, sie erklärt uns das zwei Stunden, und dann kriegen wir das hin.“
RKW BW schafft den Rahmen, sorgt für Strukturen in der Organisation
Tatsächlich zog eine Frage die nächste nach sich, und die Komplexität erwies sich als hoch. Sich durchzuwursteln, das gehe vielleicht eine Zeit lang, aber dann mache man Fehler, sagt Romy Heße. Vielleicht, indem man beim Launch falsch einsteige, den Vertrieb falsch aufzäume, die Marge falsch plane. „Frau Volz hat aus dem, was wir uns ausgedacht hatten, etwas Professionelles gemacht“, sagt Kimberly Jobson im Rückblick. Sie habe Abläufe organisiert, den Gründerinnen einen Rahmen geschaffen und den Rücken freigehalten. „Wir haben manches unterschätzt und gar nicht so ernst genommen – bis wir gemerkt haben, was Frau Volz uns da ermöglicht, wenn wir es richtig machen!“, sagt Romy Heße. Diese Unterstützung sei es, die am Ende den Unterschied gemacht habe.
Offen, jung, bunt und weiblich
Gemeinsam brachte das Frauen-Team das Frauen-Produkt auf den Markt. Das Thema PR klappte gut, die Fachberaterin und auch die Gründerinnen konnten dafür ihre Netzwerke nutzen. Die Internet-Seite des Shops ist kunterbunt. Ebenso wie der Instagram-Kanal von moodie holt sie Mütter in der Phase des Stillens gezielt ab: Beide Gründerinnen berichten dort von ihren eigenen Erfahrungen beim Stillen und von den Tiefpunkten: „Gefühlschaos to the fullest!“ In junger, offener Sprache werben sie für ihre kleinen Alltagshelfer, die aufheitern sollen, wenn Stress oder Baby-Blues zuschlagen.
RKW BW-Fachberaterin Volz: „Es geht um Sichbarkeit“
Die Tonalität kommt an, eine Crowdfunding-Kampagne über Startnext hat das Ziel mehr als erreicht. In Berlin und überall in Deutschland sitzen Frauen, die nun jene selbstbewussten Produkte wollen, die moodie anbietet. Was zuvor meist aus kochfester weißer Baumwolle gefertigt wurde, in Kartons oder blickdichten Verpackungen verkauft, was als Thema vielleicht auch noch etwas schambehaftet war, bekommt durch moodie einen ganz neuen Dreh. „Es geht auch um Mut, um Sichtbarkeit“, sagt Fachberaterin Sandra Volz. „Alles ist bunt, die ganze Kommunikation, das ist das Leitthema der beiden.“ Sie selbst ist überzeugt, dass dieses Start-up ein Erfolg wird: „Das war das richtige Produkt mit der richtigen Preislage, modern und nachhaltig umgesetzt für die Zielgruppe.“
Weitere Produkte haben die beiden moodie-Macherinnen gerade in Vorbereitung, „wieder etwas, was gute Laune macht“, so Romy Heße. Die neuen Ideen sind aber noch streng geheim. Der Kontakt mit Sandra Volz läuft weiter. „Wir brauchen ja auch noch ihre weiteren Kompetenzen, als nächstes: Vertrieb“, sagt Kimberly Jobson. „Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen erst an!“
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