Das Familienunternehmen Braun in Graben-Neudorf wächst – daher professionalisiert man immer neue Prozesse und Themen. Mit inzwischen über 100 Beschäftigten kamen auch einige Personal-Prozesse und das Thema Führungskräfte auf den Prüfstand. Man entschied: Hier wollen wir was tun und besser werden. Das RKW Baden-Württemberg wurde angefragt. In Vorgesprächen entwickelte man aus den bewährten Modulen des RKW eine fürs Haus optimal passende Lösung. Unterwegs wurde flexibel das Passende ergänzt.
1993 startete die Braun Metall Vertriebs GmbH, 1998 kam die Braun GmbH Folien-Prägetechnik hinzu. Es ist reines B2B-Geschäft: Braun-Produkte werden heute in (E-)Autos, Land- und Baumaschinen verarbeitet, bei Türdecks und Haushaltsgeräten wie Pyrolysebacköfen, Spülmaschinen und Kühlschränken. Das Angebot wird stetig erweitert, mit drei gut etablierten Sparten sucht man nun noch eine vierte, zukunftsorientierte.
Führungskräfte trainieren: passendes Konzept vom RKW BW
Geleitet wird das Unternehmen von zwei Söhnen des Firmengründers. Auch die dritte Generation ist bereits an Bord. Die Geschäftsführung versteht ihre Angestellten als wichtiges Kapital und will ins Talent-Management gezielt investieren. Dafür holte man sich, wie schon bei einem Projekt einige Jahre zuvor, fachkundige Unterstützung vom RKW Baden-Württemberg. Fachberaterin und Coach Sabine Brodbeck kam und entwickelte ein zum Unternehmen und den Menschen passendes Konzept.
Organisation entwickeln, Kommunikation strukturieren
„Wir hatten während Corona Zeit, uns mit uns selbst zu beschäftigen“, berichtet einer der Geschäftsführer, Klaus Geschwill. „Wenn man von 20 auf 100 Mitarbeiter wächst, geht einem unterwegs irgendwann der Kontakt verloren. Man ist ja auch in einem Tunnel und ständig mit Aufgaben beschäftigt. Uns wurde klar: Wir wollen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser erreichen, näher und spürbarer an sie herankommen.“ Gemeinsam mit den etablierten Führungskräften überlegte die Geschäftsleitung, wie sie ihre Organisations- und Kommunikationsstrukturen verbessern kann und dabei auch weitere Führungsebenen einbezieht.
Schritt eins wurde das Thema Mitarbeitergespräche. Das Unternehmen entschied, dieses Tool einzuführen, und wünschte sich für die Vorbereitungen und den Start konkrete Hilfe. Wie sollen solche Gespräche aussehen und ablaufen? Gemeinsam mit der Fachberaterin vom RKW BW entwickelte man eine Vorlage für die strukturierten Gespräche. „Dass wir es alle gemeinsam hinbekommen haben, das zu entwickeln und umzusetzen, ist bei unserem Team super angekommen“, berichtet Geschwill.
Mitarbeitergespräche: Training für Führungskräfte
Parallel wuchs die Erkenntnis: „Wir muten damit Menschen bestimmte Aufgaben und Arbeiten zu, die mit ihrem eigenen Handwerkszeug eigentlich nichts mehr zu tun haben.“ Also initiierte man Seminare, geleitet von Sabine Brodbeck. Dort lernten und trainierten die Führungskräfte, wie man Mitarbeiter- und Personalentwicklungs-Gespräche führt, samt Gesprächs- und Fragetechniken. „Auch das wurde im Haus sehr wertgeschätzt“, hat Geschwill immer wieder erfahren.
RKW startet Entwicklungsprogramm für Braun Metall
Die Seminare schlugen einen Bogen zum zweiten Paket: Fachberaterin Sabine Brodbeck startete ein mittelfristig angelegtes Entwicklungsprogramm für Führungskräfte, speziell die Nachwuchskräfte und Teamleiter. Monatlich kam sie für einen halben Tag zu Inhouse-Terminen ins Unternehmen. Wo man sehr konkret und anhand der Alltags-Fragestellungen arbeitete: Es gab fachliches Know-How, man nahm sich Schritte vor und besprach beim nächsten Termin die Umsetzung. Das Ziel war es, nicht nur Führungswissen und Tools zu vermitteln, sondern einen Prozess zur Persönlichkeitsentwicklung in Gang zu setzen. Und eigenständige Lösungen zu erarbeiten, die effektiv, nachhaltig und zielorientiert sind. Tatsächlich arbeiteten die Teilnehmenden immer stärker an ihren Persönlichkeiten. „Wenn ich mich selbst gut führen kann, kann ich auch andere gut führen“, formuliert es Sabine Brodbeck.
Das Verständnis füreinander sei parallel gewachsen, auch fürs Ineinandergreifen der Prozesse im Haus. Und: Die kollegiale Beratung wurde während der acht Termine allen wichtig.
Verbesserungen sind erlebbar
„Das hat unsere Leute immer wieder sehr gefordert, ihnen aber auch Kicks gegeben“, sagt Geschwill. „Definitiv ist bei jeder und jedem einzelnen eine Motivation entstanden. Sie haben sich Ziele gesetzt. Diese Ziele haben sie uns im Rahmen einer Abschluss-Veranstaltung auch selbstbewusst präsentiert. Und mehr noch: Man merkt und sieht wirklich, im Alltag, bei der Arbeit, wie diese Ziele jetzt umgesetzt werden!“ Er nennt Beispiele: Jemand, für den Termine schwierig einzuhalten waren, erledigt jetzt konsequent und zeitnah seine Aufgaben. Ein anderer hat Maßnahmen in seinem Team etabliert. In hausinternen Treffen herrscht nun eine neue Kommunikation, strukturierter und zielgerichteter, das genießt Klaus Geschwill ganz bewusst.
Einige Kollegen, die vor Corona oft auswärts bei Kunden waren, fanden nach der Zwangspause nicht gut zurück ins Reisen und die persönlichen Kontakte. Auch das hat sich mittlerweile gedreht, nun seien alle wieder motiviert und strukturiert dabei, sagt der Chef. Ein weiterer Kollege fand das Coaching so inspirierend, dass er loszog und privat ein weiteres Coaching gebucht hat. „Wenn er uns das früher gesagt hätte, hätten wir auch das gern gefördert“, sagt Geschwill und ist hörbar stolz auf seine Leute. „Viele hatten ja schon viele gute Anlagen, die jetzt bestärkt wurden. Und an Schwächen wird gearbeitet, manches ist bereits abgestellt.“
Ein großes Vertrauen entstand
Die Feedbacks waren sehr gut, berichtet er. „Unabhängig voneinander haben mir eigentlich alle, die teilgenommen haben, dasselbe gesagt: Sie haben es genossen, wie in dieser Phase gearbeitet wurde. Dass da eine Art geschützter Raum war. Ein großes Vertrauen ist entstanden unter allen Teilnehmenden und mit Frau Brodbeck. Etliche haben nicht nur fürs Geschäftliche gelernt, sondern auch Rückschlüsse für sich als Person und fürs Private gezogen.“ In der Fachberaterin vom RKW BW haben offenbar einige eine Mentorin erkannt, mit der man sich auch über persönliche Fragen austauschen kann. „Alle haben sie sehr wertgeschätzt.“
Fürs Unternehmen wertet er die Ergebnisse als „ein kleiner Sechser im Lotto. Wir haben eine bessere Vertrauensbasis, es gibt mehr und bessere Kanäle zwischen Menschen und Arbeitsbereichen.“ Der Weiterbildungs-Aspekt habe in jedem Fall funktioniert, aber eben auch so viel mehr. „Die Firma profitiert. Auch die Beschäftigten sind sehr zufrieden und sehen ihre Zukunft bei uns. Ein Mehrwert für alle!“ Derzeit pausiert die Begleitung, im Herbst soll es mit einem Review-Termin weitergehen.
Die Beschäftigten sind sehr zufrieden und sehen ihre Zukunft bei uns. Ein Mehrwert für alle!"
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