Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen unter dem wachsenden Druck, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen. Der Grund: Große Auftraggeber, Banken oder Investoren verlangen zunehmend nachvollziehbare Nachweise für verantwortungsvolles Handeln entlang der gesamten Lieferkette. Eine zentrale Rolle spielt dabei das EcoVadis Rating – eines der weltweit führenden Bewertungssysteme für Nachhaltigkeit in Unternehmen.
Was ist das EcoVadis Rating?
EcoVadis bewertet Unternehmen anhand von 21 Nachhaltigkeitskriterien in den vier Hauptbereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und Nachhaltige Beschaffung. Die Bewertung der Antworten durch EcoVadis-Expert:innen erfolgt anhand von Dokumentennachweisen und führt zu einer Punktezahl zwischen 0 und 100. Je nach Ergebnis erhalten Unternehmen eine Medaille (Bronze, Silber, Gold oder Platin) oder keine Auszeichnung. Das Rating ist jeweils ein Jahr gültig und muss danach für eine kontinuierliche Bewertung erneuert werden.
Warum ist das für KMU relevant und welche Vorteile und Herausforderungen bringt EcoVadis mit sich?
Viele KMU sind Teil komplexer Lieferketten. Große Kunden lagern Nachhaltigkeitsanforderungen zunehmend auf ihre Zulieferer aus. Das EcoVadis Rating ist somit nicht nur ein interner Kompass, sondern oft Eintrittskarte in Ausschreibungen oder Bindeglied für langfristige Kundenbeziehungen. Zudem bietet EcoVadis ein brancheninternes Benchmarking, das Unternehmen hilft, ihre Leistung im Vergleich zu Wettbewerbern besser einzuordnen.
Ein weiterer Vorteil: Die strukturierte Aufbereitung von Nachhaltigkeitsthemen fördert die interne Professionalisierung. Häufig setzt mit dem Ratingprozess erstmals eine systematische Auseinandersetzung mit Umweltkennzahlen, Lieferantenkodizes, Diversity-Strategien und weiteren Aspekten verantwortungsvoller Unternehmensführung ein. Dabei erkennen viele Unternehmen bereits selbst Lücken und ungenutztes Verbesserungspotenzial. Ergänzend liefert EcoVadis eine detaillierte Scorecard, die Stärken und Schwächen transparent macht – eine wertvolle Grundlage, um gezielte Maßnahmen strategisch abzuleiten.
Zudem stärkt ein gutes Rating die Glaubwürdigkeit bei Kunden und Partnern. Es baut Vertrauen auf, schafft Transparenz und kann gezielt für die externe Kommunikation genutzt werden – bspw. durch die Einbindung von Medaillen auf der Unternehmenswebsite oder in Präsentationen.
Nachhaltigkeit zahlt sich also aus. Und dies auch finanziell. Das zeigt die umfassende Studie „From the Stockholder to the Stakeholder“ der Oxford University und Arabesque Partners. Unternehmen mit soliden Nachhaltigkeitspraktiken profitieren laut Auswertung doppelt: In 80% der analysierten Studien verbesserten sich die Aktienkurse, in 90% sanken die Kapitalkosten. Wer ESG-Themen strategisch angeht, stärkt nicht nur seine Marktposition, sondern auch seine finanzielle Resilienz.
Doch EcoVadis stellt KMU auch vor Herausforderungen. Der Fragebogen ist umfangreich, die Sammlung von Nachweisen zeitaufwändig, und eine saubere Dokumentation fehlt oft –selbst wenn Maßnahmen existieren. Ein zentrales Hemmnis ist das Verständnis, dass EcoVadis weniger Ergebnisse als die Qualität der Managementsysteme bewertet. Ohne formale Strukturen bringen sogar gute Nachhaltigkeitsinitiativen wenig Punkte.
Hinzu kommt: Die Anforderungen von EcoVadis entwickeln sich dynamisch weiter. Was heute genügt, kann morgen nicht mehr ausreichen – Unternehmen müssen ihre Prozesse kontinuierlich anpassen.
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