Einen Monat lang gingen die Umsätze in den Keller, Termine wurden abgesagt – dann zog Rafael Sotomayor die Reißleine: „Ich werde schnell nervös. Ich habe quasi Paranoia bekommen, dass alles den Bach runtergeht“, erzählt er darüber, wie er die erste Pandemie-Phase im Frühjahr 2020 erlebt hat. In dieser Krise erinnerte er sich, dass ihm Monate zuvor jemand zu Unternehmensberatung geraten hatte. Er nahm den Kontakt auf und hatte kurz darauf Ahmet Papila an der Seite: Der Fachberater vom RKW Baden-Württemberg half ihm, seine betriebswirtschaftliche Lage zu analysieren und zu optimieren – im Rahmen der Krisenberatung Corona.

Wer „Opsilon“ googelt, landet sofort in einer Welt der Klänge: Die Opsilon ist ein Handpan-Instrument, das Rafael Sotomayor selbst entwickelt hat, baut und vertreibt. Sotomayor ist Musiker, Musikproduzent und Instrumentenbauer. Sein gewölbtes, gehämmertes Stahlinstrument sieht ein bisschen aus wie ein Schildkröten-Panzer oder ein Mini-Ufo. Es ist Melodie und Perkussion zugleich, inspiriert von der Steel Drum aus Trinidad und Tobago sowie dem Gatham aus Indien.

Rafael Sotomayor und seine Partnerin Kate Stone, die früher Ärztin war, sind die Gesichter der Opsilon-Musik. Seit Jahren sind sie auf internationalen Konzertbühnen unterwegs. Sie geben Workshops, zu denen Menschen aus der ganzen Welt anreisen. Ihre Youtube-Videos erreichen hunderttausende Zuschauer. Zum Leben und Arbeiten zogen sie vor einigen Jahren nach Süßen südöstlich von Stuttgart: Dort haben sie eine alte Fabrikanten-Villa mit großem Garten. Unter den alten Bäumen werden auch Opsilon-Workshops organisiert. Opsilon zu spielen gilt vielen als Selbsterfahrung, als Meditation. Die Geschäfte liefen auf allen Ebenen gut – wie gut, das wusste Rafael Sotomayor allerdings nicht genau.

Kunst und Bürokratie

„Die Firma war erfolgreich und ist schnell gewachsen, für mich vielleicht zu schnell“, sagt er. Denn das Unternehmerische sieht er nicht als seine Kernkompetenz: „Ich kann gute Produkte machen, und ich habe gute Ideen. Aber ich bin unsicher bei vielen Dingen, die man im Alltag braucht, bei Steuer und Bürokratie. In Deutschland eine Firma zu führen, das ist schon superkompliziert.“ Rafael Sotomayor stammt aus einer Unternehmerfamilie in Chile. „Meine Eltern, meine Schwester, alle sind Unternehmer – nur ich, ich war immer der Künstler.“

Er weiß im Rückblick: „Als Unternehmer habe ich etliche Fehler gemacht.“ Zum Glück sei er ein Mensch, der neugierig und offen ist, der es wissen will, gern Hilfe annimmt. Er will gar nicht alles alleine machen. „Als ich Ahmet Papila das erste Mal getroffen habe, war das meine allererste Beratung. Ich habe ihm sicher tausend Fragen gestellt.“ Großes, Kleines, Formalitäten, Organisatorisches, auch um Werte und Ziele ging es. Im Dialog haben sie die Geschäftsfelder analysiert und dabei auch ein neues entwickelt.

Welche Bereiche können wachsen?

RKW BW-Fachberater Ahmet Papila half, alles zu durchleuchten. Klar war: Die Pandemie ändert vieles, und keiner weiß, wie lang. „Bis Corona kam, waren die beiden als Musiker gut gebucht und viel unterwegs. Sie haben Konzerte gegeben und Workshops gehalten, außerdem waren sie international auf vielen Messen präsent. Das alles fiel wegen der Pandemie natürlich flach.“

Die Nachfrage nach den Instrumenten, die Rafael Sotomayor selbst baut, war hingegen immer gut und stieg während der Pandemie sogar. Doch da zeigte sich ein anderes Handicap: Es ist körperlich äußerst anstrengend, in Handarbeit den Stahl zu bearbeiten und das Instrument herzustellen. Unendlich oft müssen die Halbschalen gehämmert werden, bis die Töne stimmen. Deswegen war an eine schnelle Ausweitung des Volumens in dieser Sparte anfangs nicht zu denken. Mittlerweile hat Sotomayor vier Helfer eingestellt, die ihn wirkungsvoll entlasten. Gemeinsam mit seinem Fachberater vom RKW Baden-Württemberg hat er zudem die Produktionsprozesse durchleuchtet und optimiert, Lager und Logistik neu aufgestellt.

Ahmet Papila spürte einige Liquiditätsfallen auf. Und er diskutierte die Finanzierungskonzepte: Ein Kredit kann sinnvoller sein, als die eigenen Rücklagen einzubringen. Um auf der Bank zu zeigen, worum es geht, wurden nicht nur Zahlen vorgelegt, sondern es gab auch ein kleines Opsilon-Konzert.

Ermutigt vom RKW BW-Fachberater wurde außerdem das Sortiment für den Online-Shop erweitert: mit Zubehör für alle, die mit einem Opsilon musizieren und unterwegs sein wollen. Also kamen Schutzhüllen, Ständer, Hardcases aus Fiberglas, Softbags, Wandhalterungen, Bänder und Pflegesprays hinzu – das ist Handelsware, da kann man auch beliebig skalieren. „Diversifizieren, in die Breite gehen, das hat hier wirklich gut funktioniert“, sagt Ahmet Papila. „Die Nachfrage war ja da, sie war gleich richtig gut: Die Fans, Follower und Freunde haben auf solche Produkte gewartet. Das hätte man sicher auch schon früher machen können – aber es hat wohl die Corona-Krise gebraucht, um die Chancen und Potenziale zu erkennen und zu nutzen.“

Die richtigen Zahlen als Grundlage

Was für Rafael Sotomayor die wohl größte Hilfe war: das Unternehmercoaching. „Dank Ahmet Papila habe ich zum ersten Mal die eigene Bilanz begriffen. Er hat einen Weg gefunden, damit ich es wirklich verstehe. Auf dieser Grundlage kann ich nun besser arbeiten und bessere Entscheidungen treffen.“ Jetzt könne er Weichen richtig stellen: „Es ist einfach nicht gut, wenn man nicht genau weiß, wie viel Geld man investieren kann oder wieviel Ware man haben darf und wie lange sie am Lager sein sollte. Das beherrsche ich jetzt.“

Das Unternehmen habe heute einen neuen Businessplan, berichtet er, eine neue Bank, einen neuen Steuerberater. Ahmet Papila begleitete auch eine Immobilien-Entscheidung. Alles passe nun besser. Vor allem aber: „Wir haben eine Vision, die weiter reicht.“ Wofür er persönlich besonders dankbar war: „Mit Ahmet Papila war es auch menschlich ein ‚perfect match‘. Ich vertraue ihm sehr. Er hat erspürt und verstanden, wie wir arbeiten wollen. Dass wir Geld verdienen wollen – aber mit etwas, das wir lieben. Und indem wir parallel auch der Gesellschaft etwas Positives bringen und Gutes tun.“ Das Unternehmen spendet viel, engagiert sich für Natur- und Tierschutz. Die Zusammenarbeit mit Ahmet Papila will Rafael Sotomayor fortsetzen.

Weitere Informationen

  • Kunde: Opsilon Handpan / Rafael Sotomayor, 73079 Süßen:  

    www.opsilon.de

  • RKW BW-Berater: Achim Fuderer

  • RKW BW-Fachberater: Ahmet Papila

  • Schwerpunkt der Zusammenarbeit: Entwicklung neues Geschäftsfeld, Liquiditäts- und Rentabilitätsplanung, Vorbereitung Bankgespräche

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