Beim Familienunternehmen Prokosch Pumpen und Armaturen GmbH in Östringen ist die Firmenübernahme erfolgreich gelungen. Der gebürtige Finne und Wahl-Baden-Württemberger Heikki Hyttinen hat zum 1. März 2019 die Nachfolge des Pumpen- und Armaturen-Herstellers angetreten. Der in den 60er Jahren gegründete Familienbetrieb ist seit vielen Jahren Partner der Industrie, Petro-Chemie sowie dem Tank- und Silofahrzeugbau. Mit einer breiten Palette von Kugelhähnen und Ventilen unterschiedlichster Bauart bietet Prokosch ausgereifte Systemlösungen, die höchsten Anforderungen in technischer wie wirtschaftlicher Hinsicht gerecht werden.

Nachfolger außerhalb der Familie

Dass auf den Mittelstand in den nächsten Jahren eine Nachfolgewelle zukommt, ist unbestritten. Auch bei Joachim und Mathias Prokosch stellte sich die Frage, wer den Familienbetrieb, den sie von ihrem Vater übernommen hatten, einmal weiterführen könne. Aus der nächsten Familiengeneration bot sich jedenfalls kein Kandidat an. "Als mein älterer Bruder mit dem Wunsch auf mich zukam, sich zurückzuziehen, kam ich ins Grübeln" erzählt Mathias Prokosch. "Für mich war das Nachfolgethema mit Mitte 50 eigentlich noch weit weg." Wie sollte es weitergehen, wie könnte eine Nachfolgelösung aussehen? Den Betrieb zukünftig alleine fortzuführen, erschien dem Techniker nicht die geeignete Lösung zu sein, zumal sich in ein paar Jahren die Nachfolgefrage schon wieder stellen würde. "Und einfach die Schlüssel rumzudrehen, kam schon gar nicht in Frage", so der Mitinhaber, "nicht nur wegen der geschaffenen Werte, die der Alterssicherung dienen sollten, sondern auch aus Verantwortung gegenüber der 20-köpfigen Belegschaft".

Anlaufstelle IHK

Mathias Prokosch nahm deshalb Ende 2017 Kontakt mit seiner IHK in Karlsruhe auf. Dort fand er verständnisvolle Gesprächspartner, die ihn zu einem Sprechtag mit dem RKW Baden-Württemberg in der IHK einluden. Das kam dem potentiellen Übergeber durchaus gelegen: So konnte er sich - ohne mögliche Unruhe im eigenen Betrieb zu verursachen - intensiv mit einem Experten austauschen. Solche vermeintlichen Nachfolgespezialisten gibt es zwar viele, vor allem im Internet. Deren Kompetenz und ihre Absichten lassen sich aber meist erst im Nachhinein beurteilen. Das war Mathias Prokosch zu heiß, schließlich hing nicht weniger als das Lebenswerk der Familie daran. In Person von Gernod Kraft fand er den gewünschten neutralen und vertrauensvollen Gesprächspartner. Der RKW-Berater skizzierte mit ihm die möglichen Schritte zur Nachfolge.

Mit einer Unternehmensbewertung begann der Prozess im Nachfolgecoaching. "Das hat von Anfang an alles gepasst: Mit Kurt Häußermann hatten wir einen branchenerfahrenen Coach an der Seite, der die Gespräche zwischen uns Brüdern moderierte und uns vor vielen Fehlern im Nachfolgeprozess bewahren konnte. In Sachen Pumpen und Armaturen konnte uns keiner etwas vormachen, aber beim Thema Unternehmensverkauf fehlte uns einfach die Erfahrung".

Uns wurde schnell klar, ohne professionelle Unterstützung durch einen erfahrenen Experten ist das ganz schwer zu schaffen, da sich bei Firmenübergaben bestimmte Spielregeln und gewisse Abläufe gebildet haben, die man kennen und beachten sollte, damit der Transfer nicht scheitert. Verbilligt wurde die Begleitung mit ESF-Mitteln aus dem Coaching-Programm des Landes.

Die Förderung tat uns natürlich auch gut, zumal das RKW alle Formalitäten für uns erledigt hat".

Wo kommt der Übernehmer her?

Nachdem klar war, dass nicht nur das ertragskräftige Unternehmen, sondern auch die familieneigene Betriebsimmobilie zum Verkauf stand, stellte sich die nächste Frage: Wo findet man geeignete Kandidaten, die solche Vorhaben finanziell stemmen können? Die Nachfolgebörse Nexxt Change, die das RKW BW ebenso wie die IHK als Regionalpartner betreuen, bot hier keine passende Lösung. Mithilfe des Netzwerkes des RKW-Fachberaters Häußermann konnte dann aber in kurzer Zeit ein Kandidat gefunden werden, der nicht nur die Branche kannte, sondern auch neue, internationale Kundenbeziehungen und Produktideen einbringen konnte. Der Diplom-Ingenieur Heikki Hyttinen, welcher Erfahrungen in einigen anspruchs- und verantwortungsvollen Aufgaben in seiner finnischen Heimat, den USA und zuletzt in Stuttgart sammelte, suchte eine Möglichkeit seine unternehmerischen Ambitionen und Kontakte in ein eigenes Unternehmen einzubringen. In den folgenden Verhandlungen entwickelte sich nicht nur eine gute Vertrauensbasis, sondern sogar eine gegenseitige Sympathie. Daraus wuchs die Überzeugung, die passende Nachfolgelösung gefunden zu haben. Auch die letzte, nicht unerhebliche Hürde, die Übernahmefinanzierung, konnte mit maßgeblicher Unterstützung des RKW BW zum Jahreswechsel 18/19 gemeistert werden.

Übernahmekonzept und faire Verhandlungen

Das zusammen mit dem RKW-Fachberater Kurt Häußermann erarbeitete Übernahmekonzept, welches von einer der Hausbanken begleitet wurde, beinhaltete eine ausgeklügelte Finanzierungsstruktur. Die Kaufpreisfinanzierung sah u. a. neben Eigenkapital des Käufers ein Verkäuferdarlehen, ein Förderdarlehen der L-Bank, einen Sparkassen-Kredit sowie Garantien der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg vor. Die vom Nachfolgeexperten moderierten Übernahmeverhandlungen führten zu einem fairen Kaufvertrag, welcher dann im Februar notariell beurkundet wurde.

Letztendlich ging alles doch schneller als gedacht. Innerhalb eines Jahres war alles in trockenen Tüchern."

Für eine Firmenübergabe eine eher bemerkendwert kurze Zeitspanne. Und dass Mathias Prokosch dem Nachfolger in den nächsten Jahren noch mit seinem Know-how weiterhin zur Seite stehen wird, stellt für alle Beteiligten eine ideale Lösung für eine gesicherte Firmenfortführung dar.

Weitere Informationen

  • Prokosch Pumpen und Armaturen GmbH
  • 76684 Östringen
  • www.prokosch.de
  • RKW BW-Berater: Gernod Kraft
  • Beratungszeitraum: 2017 bis 2019
  • Beratungsschwerpunkte: Unternehmensnachfolge, Unternehmensfinanzierung

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